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Peter Keller

Rotwein-Empfehlung

Österreichische Weine sind wieder angesagt: Ein Blaufränkisch-Trio der Sonderklasse

Peter Keller Weinkeller
Weine aus Österreich sind heute hip. (Bild: Schwoab - Fotolia)

Weine aus Österreich sind heute hip. (Bild: Schwoab - Fotolia)

Blaufränkisch ist die rote Leitsorte Österreichs. Wenn alle Faktoren stimmen, entstehen vielschichtige Weine. Drei Beispiele stellen für mich die Spitze dar – eine durchaus subjektive Auswahl.

Das Duell im Skifahren ist legendär. Meist hat Österreich gegenüber der Schweiz die Nase vorn. Anders beim Wein: Unsere Winzer bewegen sich qualitativ auf Augenhöhe mit dem östlichen Nachbarn, der jedoch seine Produkte besser vermarktet. Das war auch dringend nötig, denn der Weinskandal von 1985 erschütterte das Land. Die neue Strategie – anspruchsvoll, abgehoben, elitär – erwies sich als Erfolg. Der Aufstieg vom hässlichen Entlein zum stolzen Schwan dauerte rund 20 Jahre.

Österreichischer Wein ist heute hip, weltweit gefragt und kann den Trumpf kühler Anbauregionen ausspielen. Das führe in einer globalisierten Welt, wo alle die gleichen Jeansmarken tragen, zu einem Alleinstellungsmerkmal, schreibt Dorli Muhr, österreichische Kommunikationsfachfrau und Winzerin, im Werk «Wein in Österreich, die Geschichte» (rund 80 Franken), in dem alle, wirklich alle Facetten dieses Wirtschaftszweiges behandelt werden. Winzer gelten heute, nicht nur in Österreich, als Pop-Stars, zumindest jene, die Autoren-Weine mit Herkunftsbezug keltern.

Drei Spitzenweine

Zu den roten Leitsorten zählt der Blaufränkisch, der dem erwähnten Anspruch gerecht wird. Es ist subjektiv, einzelne Winzer herauszupicken. Drei Weine haben mich aber geprägt: einmal der Lagenwein Ungerberg von Paul Achs aus dem Burgenland. Kein anderer Winzer schafft es, Kraft und Finesse so perfekt miteinander zu verweben. Die Aromatik in der Nase ist beeindruckend, Frucht gepaart mit Würze und Mineralik. Der Ungerberg ist schon beinahe ein burgundisch anmutender Wein. Zurzeit ist der 2016er erhältlich.

Ungerberg 2016, Paul Achs, 59 Franken; über Gerstl. (Alle Bilder: PD)

Ungerberg 2016, Paul Achs, 59 Franken; über Gerstl. (Alle Bilder: PD)

Ein ebenso faszinierender Rotwein aus dieser Sorte ist der Blaufränkisch wie damals von Birgit Wiederstein aus dem kleinen Anbaugebiet Carnuntum. Die charismatische Winzerin war mir vor zwei Jahren gänzlich unbekannt gewesen, aber ihr Spitzenwein ist eine unglaubliche Entdeckung. Er wird ohne grosse Hilfsmittel produziert: kleine Erträge im Rebberg, handgelesen, fussgestampft, im offenen Gärbottich spontan vergoren, Ausbau in einem Barrique. Das Resultat ist ein tiefgründiger Wein mit unnachahmlicher Finesse.

Blaufränkisch 2017, Birgit Wiederstein, Fr. 38.50; über Selection Widmer.

Blaufränkisch 2017, Birgit Wiederstein, Fr. 38.50; über Selection Widmer.

Ebenfalls aus dem Carnuntum stammt der Blaufränkisch Spitzerberg von Dorli Muhr. Der Winzerin und Kommunikationsfachfrau geht nicht darum, möglichst viel Kraft und Opulenz in den Wein zu bringen. Ganz im Gegenteil: Sie versucht in jedem Jahr, möglichst frische, dichte, elegante und aromatisch reichhaltige Beispiele zu keltern. Dies gelingt ihr geradezu perfekt, wie der aktuelle Jahrgang 2016 zeigt. Spitzerberg ist im wahrsten Sinne des Wortes Spitze.

Blaufränkisch Spitzerberg 2016, Dorli Muhr, 85 Franken; über Gerstl.

Blaufränkisch Spitzerberg 2016, Dorli Muhr, 85 Franken; über Gerstl.