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Wein-Tipps Wie erkenne ich einen guten Rosé?

Roséweine werden immer beliebter. Vor allem im Sommer ist ihr Spiel aus Frucht, Säure und Frische perfekt. Am besten gut gekühlt. Doch es gibt auch viel Massenfusel. So erkennen Sie, welche Flasche sich lohnt.
Von Katharina Matheis

Um die Faszination der Roséweine zu verstehen, lohnt sich ein Blick nach Brüssel. Von dort kam vor rund zehn Jahren der Vorschlag, es europäischen Winzern künftig zu erlauben, Weiß- und Rotweine zu Rosé zu vermischen. Damit wollte die EU-Kommission einen vermeintlichen Wettbewerbsnachteil der europäischen Weinbauern beseitigen. Denn im Rest der Welt ist die Gleichung gestattet, dass Weiß plus Rot gleich Rosé ergibt. Das mag nach der Farbenlehre Sinn ergeben. Mit europäischer Weinbautradition hat das aber nichts zu tun. Denn roséfarbene Weine werden hier seit Jahrhunderten nur auf eine Art gekeltert: ausschließlich aus roten Trauben

Ob in Frankreich (Rosé), Italien (Rosato), Spanien oder Portugal (Rosado), nicht im Mischmasch liegt die Lösung, sondern im Saft roter Trauben. Indem dieser nur kurz auf den Schalen liegen bleibt, werden wenig bis gar keine Bitter- und kaum Farbstoffe extrahiert. Deshalb tragen gute Rosés die Beerenaromen ihrer roten Rebsorten, sind aber leicht wie Weißweine. Diese Kombination lässt sich nach einhelliger Expertenmeinung nicht durch Verschnitte nachahmen, so produzierte Rosés sind daher auch meist im untersten Preissegment angesiedelt.

Zuerst gingen 2009 also die Winzer aus Südfrankreich gegen die Lockerung der Produktionsvorschriften auf die Barrikaden. Frankreich ist der größte Roséproduzent Europas und der Welt, die dortigen Winzer fürchteten um ihr Image und ihre traditionellen Anbaumethoden. Als sich auch andere europäische Weinbauregionen dem Protest anschlossen, kassierte die EU ihren Vorschlag wieder. Seitdem ist sichergestellt, dass Rosé in Europa nur auf die klassische Art gemacht werden darf. Doch auch wenn es nur ein Verfahren gibt, sind nicht alle Rosés gleich.

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Foto: Schott Zwiesel

"Rosés haben eine breite Vielfalt, da kann man viel entdecken. Wir haben klare, trockene Rosés oder fruchtigere beerige Varianten. Unfiltrierte Weine werden jetzt auch immer beliebter", sagt Stephanie Döring vom Weinladen St. Pauli mitten in Hamburgs Szeneviertel. Gerade wenn das Wetter wärmer werde, bestellten viele ihrer Gäste eiskalten Rosé. Sie persönlich genießt am liebsten klare, frische Rosés, die einen schönen Trinkfluss haben. "Das macht einfach Spaß und man trinkt auch mal mehr als ein Glas."

Dass sich die Farbe in der Fachwelt etabliert hat, bestätigt auch Yvonne Heistermann: "Das Image von Rosés hat sich in den vergangenen zehn Jahren total verändert." Früher eher ein Nischenprodukt, sei er inzwischen fester Bestandteil der Weinwelt. Die Sommelière und Weindozentin schätzt Rosé, "weil er für unkomplizierten und leichten Weingenuss steht".

Doch: Wie erkennt man rosafarbene Qualität in der Flasche?

1. Deutsche Rosé-Spezialität

Möchten Sie einen Rosé aus Deutschland, ist der Begriff "Weißherbst" ein gutes Zeichen. Der Wein wurde dann hinsichtlich seiner Qualität geprüft. Außerdem darf er nur aus einer Rebsorte gemacht sein. Wer es unkompliziert mit Erdbeeraromen mag, sollte den Trollinger Weißherbst probieren, wer etwas intensivere Aromen und eine knackige Säure schätzt, wird vermutlich mit Spätburgunder Weißherbst glücklich.

2. Auf den Jahrgang achten

Rosé-Weine leben von ihrer Jugendlichkeit. Entspricht der Jahrgang nicht dem vergangenen Kalenderjahr, entscheiden Sie sich besser für eine andere Flasche. Roséweine sollten maximal ein Jahr alt werden, Je früher sie aufgemacht werden, umso besser. Einzige Ausnahme: Tavel von der südlichen Rhône, der ist aber fast schon ein leichter Rotwein.

3. Lieber zu kalt

Servieren Sie Rosé bei sechs bis sieben Grad Celsius. Sobald die Weine wärmer werden, kommt die Säure nicht mehr frisch rüber und der Rosé schmeckt breit und schal. "Rosé sollte man lieber zu kalt als zu warm trinken. Ich würde ihn bei fünf Grad servieren, sodass er im Glas nicht mehr als acht Grad erreicht", sagt Sommelière Heistermann.

4. Cuvées zum Essen

Im Gegensatz zu deutschen setzen französische Winzer auf eine Kombination verschiedener Rebsorten, in manchen Rosécuvées stecken mehr Rebsorten, als man an einer Hand abzählen kann. Dadurch haben die Weine nicht nur Fruchtaromen, sondern oftmals schöne Würze. Das macht sie zu optimalen Speisebegleitern. "Solche Weine passen ideal zu leichten Gerichten: sommerliche Salate, gegrilltes Gemüse, leichte Fischgerichte", empfiehlt Heistermann.

Die besten Rosés gibt es übrigens in der Provence, eine Spezialistenregion. 90 Prozent der Weine von dort haben die typische zarte Lachsfarbe. Rosé ist hier der Standardwein, der zum Essen, als Aperitif oder im Café eingeschenkt wird. Genau hier, im Herzen der Rosékultur, starteten damals auch die Proteste gegen das Gesetz zum Panschen von Weinen.

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